4in1 Auspuffanlagen ... Leistung und Lautstärke ...
     ... oder doch nur Viel Lärm um nichts ??

  Wohl kein Thema in der Welt der Motorräder führt zu so vielen Meinungsverschiedenheiten und Kontroversen zwischen den Männern in Grün, dem TüV und einem sportlich ambitionierten Motorradfahrer.

Genereller Tipp: Wie immer geht man zuerst zu einem kundigen TüV-Prüfer und bespricht alle geplanten Umbauten vorher mit ihm. Er sollte sich mit klassischen Motorrädern und deren Umbaumöglichkeiten auskennen.
Technische Unterlagen sind unbedingt notwendig, weil mittlerweile beim TÜV alle Umbauten / Eintragungen penibel dokumentiert werden müssen. Beispieleintragungen, wie Briefkopien, sind nicht zugelassen und gelten nicht als technische Unterlage. Später lässt man die notwendigen Eintragungen auch von diesem Prüfer vornehmen, dann gibt es weniger Ärger nach vollzogenem Umbau. Der Prüfer ist vorab schon informiert, man kann alle geplanten Umbauten mit ihm vorher absprechen und meist ist er auch mit praktischen Ratschlägen und Tipps behilflich.

Diese nachfolgend beschriebenen 4in1 Auspuffanlagen der gängigsten Hersteller, werden bei Modifikationen und Umbauten so häufig verbaut, dass man sich die Frage stellen muss, ob dies überhaupt sinnvoll ist, oder lediglich optische Kosmetik. Wie meist bekannt - leider auch bei Nicht-Motorradfahrern - sind diese 4in1 Anlagen lauter als die Serienanlagen.


Ob sich dadurch auch ein Gewinn an Leistung ergibt...
   ...dies gilt es hier noch zu klären...


Auf alle Fälle sind die 4in1 Anlagen zunächst ein Gewinn für den Geldbeutel. Die Ersparnis gegenüber dem originalen Ersatzteil bei Honda beträgt meist einige hundert €.

  Ebenfalls ein Gewinn oder besser gesagt ein Verlust ergibt sich beim Gewicht. Hier spart man im Schnitt 5 bis 8 kg gegenüber der Serienanlage.
Allerdings sind die Krümmer der Zubehöranlagen - aus Gewichtsgründen - meist aus einwandigem Material gefertigt. Dies zeigt sich dem Fahrer sehr schnell in Form von gelb oder blau angelaufenen Krümmerrohren oder in dem Verbrennen der garantiert hitzebeständigen Farbe.
Zu diesem Thema sollte man auf galvanisierte (=verchromte) Ausführungen Wert legen. Oder wenn es matt-schwarz sein soll, dann aber schwarz-verchromt und nicht lackiert.
  Notfalls kann man eine verchromte Anlage überlackieren, das hilft allemal beim Rostschutz. Dass dies aber auch nicht unproblematisch ist - viele Anlagen nur sehr dünn oder schlecht verchromt - zeigt sich bald anhand von Rost ab den Schweissnähten. Bei Neuanlagen sollte daher auf Blasenbildung an den Schweissnähten geachtet werden, sonst hat man nicht allzu lange Freude an seiner 4in1. Notfalls kann man eine verchromte Anlage überlackieren, das hilft allemal beim Rostschutz.
Dass dies aber auch nicht unproblematisch ist - viele Anlagen nur sehr dünn oder schlecht verchromt - zeigt sich bald anhand von Rost ab den Schweissnähten. Bei Neuanlagen sollte daher auf Blasenbildung an den Schweissnähten geachtet werden, sonst hat man nicht allzu lange Freude an seiner 4in1.
 

4in1 Auspuffanlagen für die Bol D'Or Modelle
SC01 und SC09 mit TüV-Segen:

 
  • EGLI-Schüle
  • Lenhardt & Wagner
  • Marving
  • Motad
  • Scheibel
  • Sebring
  • Termignoni
 

Kurzbeschreibungen

Die Auspuffanlage des österreichischen Herstellers SEBRING ist nicht ganz unproblematisch. Obwohl ihr in den Unterlagen eine Lautstärke von 83 db(A) bescheinigt wurde, brachten es einige Anlagen in der Praxis auf Werte um die 93 db(A) auf den Schallpegelmessern. Diese Anlagen gab es auch mit einer KBA-Nummer, welche die Eintragung in die Fahrzeugpapiere erspart, aber aufgrund der überhöhten Lautstärke wäre es durchaus möglich, dass der Fahrer zu einer Schallpegelmessung "genötigt" wird. Dort hat er dann den Erklärungsnotstand, dass er an seiner Sebring nachträglich nichts verändert hat.
Dass aber die Krawalltüte von Sebring - wie viele andere 4in1 Anlagen auch - nicht mehr Leistung bringt, zeigt sich spätestens auf dem Leistungsprüfstand. Sie bringt gerade einmal ca. 80 PS, wobei man beachten muss, dass die SC01-Modelle auch nicht die versprochenen 95 PS ans Hinterrad brachten, sondern lediglich um die 85 PS. Der Mittelständer kann verwendet werden, allerdings als großer Nachteil erweist sich, dass zum Ölwechsel diese sechsteilige Anlage demontiert werden muss, da die Ölablassschraube unter dem Sammler eingeklemmt wird.
Bemerkung in eigener Sache: Ich hatte zwar noch nie eine Sebring auf der Bol D'Or, aber auf der CBX750F habe ich eine solche montiert. Ich muss sagen, der TÜV-Prüfer und ich waren angenehm überrascht, wie angenehm leise diese Anlage ist. Er meinte schon, ob ich die irgendwie "zugestopft" habe, aber alles original.

Auch die liebevoll geschwungene Vier-in-eins von EGLI-Schüle zeigt sich gegenüber dem österreichischen Alphorn in Bezug auf die Lautstärke durchaus ebenbürtig. Die amtlich attestierten 86 db(A) übertrifft sie um immerhin 10 db(A). Ebenfalls um den Wert 10 wird die Leistung im mittleren Drehlzahlbereich gegenüber der Serienauspuffanlage übertroffen. Das Rohrgeschlängel von Egli bezieht die Leistung aus einer geschickten Rohrführung.

Allerdings ist EGLI der einzige, der zu dieser Leistungsverbesserung auch eine - leider nicht erlaubte - Veränderung an der Bedüsung vornimmt. Mit geringfügig größeren Primär- und Sekundärhauptdüsen holt der schweizer Perfektionist die optimale Leistungsausbeute aus seiner Brülltüte. Für Veränderung an der Bedüsung kann man den Dynojet Düsensatz Stufe 1 oder Stufe 2 verwenden. Nachteilig erweist sich auch, daß der Mittelständer für diese zweiteilige Anlage abgebaut werden muss.

In der Spitzenleistung ebenfalls schwach ist die Anlage von LENHARDT & WAGNER . Gerade einmal 78 PS waren der Spitzenwert dieser Anlage, obwohl sie im mittleren Drehlzahlbereich ihre Stärken hat. Bei 6000 Umin übertrifft sie die serienanlage um fast 10 PS. Auch hier muss der Mittelständer demontiert werden. Weiterhin nachteilig ist rascher Rostansatz zwischen den Krümmerrohren.

Laut mit 93 db(A) aber mit einem Leistungsverlust von 4 PS präsentiert sich die italienische MARVING . Diese Anlage ist eine einteilige Ausführung, und das führt gelegentlich zu Einbauproblemen, da die Krümmer nicht immer exakt passgenau sind. Sie ist lackiert, und somit nach Verbrennen des Lacks sehr rostanfällig. Der Mittelständer kann verwendet werden.

Auch leistungsschwach aber dafür im Bereich der erlaubten Geräuschentwicklung ist die - ebenfalls italienische TERMIGNONI . Diese fünfteilige Anlage wird nur schwarz-verchromt geliefert. Der Mittelständer muss abgebaut werden.

Dass es auch anders geht, zeigt die Anlage der englischen Firma MOTAD . Dieses fünfteilige Stahlteil bringt die gleiche Spitzenleistung wie die Originalanlage, bringt bis 9000 Umin sogar ein Plus an Leistung,und das alles bei einem durchaus moderaten Geräuschniveau von 86 db (A). Nachteilig bei der Motad ist die geringe Höhe unter dem Sammler und eine leicht eingeschränkte Schräglagenfreiheit. Ersteres spürt man nachhaltig wenn man einen höheren Bordstein herunter fährt. Bei dieser fünfteiligen Anlage kann der Mittelständer weiter verwendet werden.

Noch kräftiger bis 8000 Umin als die MOTAD-Anlage ist die Entwicklung von SCHEIBEL-Boysen in Zusammenarbeit mit Autoschalldämpfer-Spezialisten Boysen. Diese vollständig in Edelstahl (unrostbar !!) gefertigte Anlage bringt auch nur 86 db (A) auf den Schallpegelmesser. Trotz der Verwendung von Edelstahl muss man der Scheibel auch ein wenig Aufmerksamkeit widmen. Sie läuft etwas gelblich an, und muss von Zeit zu Zeit mit Haushaltscheuermitteln (sog. Ako-Pads) wieder auf Mattglanz gebracht werden. Auch die Scheibel hat leichte Abstriche in der Schräglagenfreiheit. Bei dieser zweiteiligen Anlage kann der Mittelständer weiter verwendet werden.

 
Da diese Scheibel aus Edelstahl ist, bietet sich an diese auch professionell aufpolieren zu lassen. Das könnte man auch selbst machen, aber das Ergebnis wird bei weitem sicht so schön wie das die Fa. Scholz macht (auf das Logo klicken !!).
Ich habe das bei meiner Anlage machen lassen, sieht aus wie NEU !! Kann ich nur empfehlen, sehr professionelle Arbeit und sehr freundlicher Kontakt.
Siehe Bilder unten Vorher - nachher.
 

Hier noch eine zeitgenössische Darstellung der Leistungswerte der verschiedenen Anlagan:

 

Man braucht nicht immer auf Gebrauchtanlagen zurück zugreifen. Es existieren auch noch verschiedene 4in1 Anlagen, die bei diversen Zubehörhändlern auch noch neu erhältlich sind, Sie sind eine Alternative, wenn man sich ein Neuteil leisten will, Preise ab ca. €800 aufwärts:
  • Marving Master 4in1 - chrom / schwarzchrom  (TÜV)
  • EAGLE Classic - chrom  (TÜV) oder Edelstahl (TÜV)
  • EAGLE Mach 7 - Edelstahlkrümmer, alu-polierter Endtopf  (TÜV)
  • MOTAD 4-1 chrom  (TÜV, Euro-ABE)
  • COBRA-POWER - Edelstahlkrümmer, polierter Endtopf  (TÜV)

Empfehlung:
Ich selbst empfehle entweder die MOTAD oder die Scheibel-Boysen. Vor allem die Scheibel, aufgrund der Edelstahlausführung, bietet sie lange Jahre Freude. Für die MOTAD sind eine KBA-Nummer oder eine Euro-ABE verfügbar, für die Scheibel eine KBA-Nummer, somit erspart man sich eine Eintragung in die Fahrzeugpapiere. In beiden Fällen sollte man darauf achten, dass die entsprechenden Nummern eingeschlagen sind. Für einen Streetfighter-Look eignet sich hervorragend die EAGLE-Classic, da sie mit dem kurzen Endtopf einen wunderschönen Blick auf die Schwinge und die Bremsanlage erlaubt.



 
  Zusammenfassung der Technischen Daten (Originalauszug aus einer Motorradzeitschrift der frühern 80er Jahre) Klick für Grossbild !!

 
 

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