Neuaufbau einer Honda CB900F Bol D'Or Restaurationszeit 2005 bis 2007 Modifikation 2016 bis 2018 |
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Als Anfang der 2000er Jahre das Phänomen ebay populär wurde, habe ich angefangen Ersatzteile für ein doch mittlerweile fast 20 Jahre altes Motorrad einzulagern. Damals waren Teile noch sehr günstig zu bekommen....so günstig, daß man mehr Teile eingelagert hat, als man wirklich bräuchte. Unter anderem habe ich auch recht günstig einen pulverbeschichteten Rahmen SC01 bekommen. Na ja, nach ein paar Jahren habe ich dann festgestellt, dass ich eigentlich genug Teile habe um eine komplette Bol D'Or zusammen zubauen... dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn... Natürlich kam dann alles anders. Ich habe dann doch noch andere Teile dazugekauft, die von der Seriemaschine abweichen, die aber durchaus als zeitgenössisches Zubehör gelten, wie Kastenschwinge, PVM Räder aber auch Teile von der SC09 und SC11. Angefangen hat es mit dem Rahmen, dieser war bereits pulverbeschichtet, aber bevor erste Teile angebaut werden konnten, habe ich den Rahmen reichlich mit Hohlraumversiegelung auslaufen lassen. Da ich keinen Schlüssel für das Lenkradschloß hatte, musste ich das alte Schloß ausbohren und ein neues Schloß in den Steuerkopf einsetzen. Weiterhin neue Lenkkopflager von Emil Schwarz, welche nicht eingepresst, sondern geklebt werden. Die Idee dahinter ist die, daß so ein Lagersitz nie 100% rund ist, und durch das Einpressen der Lagerschale, diese auch nicht exakt rund ist, daher werden bei Schwarz die Lenkkopflager eingeklebt. Meine rote Bol D'Or hatte ich ja bereits 2003 auf die Vordergabel mit 39mm Standrohre von der SC09 umgebaut, eine solche Gabel hatte ich noch in meinem Fundus, diese kam dann vorerst zum Einsatz. Ebenfalls vom Umbau hatte noch einen Satz goldene Comstar-Räder übrig, die waren aber nie eine Option (siehe Sonderartikel zu Reifeneintragungen). Aber da ich ja bereits die rote Bol D'Or auf Felgen von der SC09 umgerüstet hatte, musste ich mich auch hier nach anderen Felgen umsehen. Dafür habe ich recht günstig einen Satz PVM Räder (2,5x18 vorne und 3,5x18 hinten, Kosten ca. €300 inklusive Gutachten) ersteigert, ebenso eine verchromte Stahl Kastenschwinge von Krüger &Junginger, damals für sagenhaft günstige €150 auch inklusive Gutachten für die Bol D'Or. Aus meinem Ersatzteillage habe ich noch Fußrastenplatten, Marzocchi Federbeine, Eckert Bremsscheiben, etc. verbaut. Erste Modifikationen waren eine Bearbeitung des hinteren Schutzbleches, welches ich recht großzügig ausgeschnitten habe, so daß das Heckteil damit nicht mehr so klobig aussieht, was mittlerweile auch vom TÜV nicht mehr beanstandet wird, solange die Abdeckung noch einigermaßen vernünftig bleibt. ![]() ![]() Die zweite größere Änderung betraf die Zurücklegung der Fußrasten (siehe Bild), wobei als Rasten und Hebel eine Anlage von Raask auf die originalen Platten montiert wurden. Da die Fußrasten weiter nach hinten verlegt waren, blieb kein Platz mehr für Soziusrasten, woduch diese Bol D'Or eine sogenannte Monoposto, also Einsitzer ist. ![]() Lampen, hinten und vorne und Kombiinstrument hatte ich auch noch vorrätig, einen Satz Telefix Lenkerstummel waren damals auch noch sehr günstig zu bekommen. ![]() Wie bereits auf den Bildern zu sehen, hatte die Bol D'Or zuerst einen Lacksatz in Metallic-Blau. Diesen behielt sie auch von den ersten Probefahrten bis ins Jahr 2012, danach bekam sie einen weißen Lacksatz und in 2018 den finalen gelben Lacksatz, doch dazu später mehr. Zuerst waren die Bremsen auch originale Doppelkolbens&aum;ttel und Bremspumpen von der Bol D'Or, diese wurden dann aber noch vor den ersten Probefahrten gegen Bremssättel und Bremspumpe von der VFR1000/CBX100 ProLink/CBX750F (alles die gleichen Bremsen) ausgetauscht, inklusive Stahlflexbremsleitungen von Spiegler. ![]() Kabelbaum, Bedienschalter Cockpit, Blinker, Sitzbank u.ä. stammen auch aus meinem Ersatzteillager, Spiegel sind verkürzte Spiegel von der Suzuki Intruder. Auf dem letzten Bild sieht man auch schon, dass die Felge nicht mehr das silberne PVM Rad ist, sondern ein zweifarbiges PVM Rad Typ 11, vorne aber immer noch in der Größe 2.5x18. Hinten allerdings hat sich die Größe auf 5x18 geändert, was den Einbau eines 170er Breitreifens ermöglichte. Jetzt hatte ich das Problem, daß der Mittelständer am Reifen schleift. Und da ich nicht auf einen Mittelständer verzichten wollte, musste ich den Mittelständer mit einer hydraulischen Presse etwas aufbiegen bis Freigängigkeit vorhanden war. Weitere Maßnahmen waren eine schmälere Kette (525 anstatt 530) und ein Versatzritzel von 5mm und 17 Zähnen, ebenfalls von Krüger&Junginger. Verschiedene Komponenten wie Blinker habe ich auch mehrfach umgebaut, letztendlich sind vorne Zubehörblinker und hinten Blinker von der CBX750, die Serienblinker von Honda sind einfach viel zu groß. Somit war die Bol D'Or bis auf einen brauchbaren Motor fast komplett. ![]() ![]() |
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Dazu gibt es eine kleine Geschichte. Im Jahr 2007 waren wir auf einer Oldtimerausstellung, wo auch viele Ersatzteile verkauft wurde. Und da lag ein etwas heruntergekommener 900ccm Motor. Ich habe den Verkäufer gefragt was er dafür haben wolle, €250 war die Antwort. Wir sind weiter gegangen und plötzlich ruft jemand hinter mir. Ein Mann sagte, er habe seit 1985 einen Bol D'Or Motor von einer Unfallmaschine bei sich in der Scheune liegen, und für €250 könnte ich den haben und er würde mir den auch vorbeibringen. Wir haben uns entsprechend geeinigt, er war bzw. ist ein Motor aus einer SC09, welcher eigentlich Gummi-gelagert ist. Da ich einen SC01 Rahmen habe, musste ich zuerst Alubuchsen anfertigen lassen, welche ich mit Locktide eingeklebt habe.![]() Es gibt im Grunde keinen SC09 Motor, das sind alles SC01 Motoren, mein neuer Motor hat auch die Bezeichnung SC01. Siehe dazu auch den Sonderartikel: Modifikation eines Motors SC09 zum Einbau in den Rahmen SC01 Aber um die Geschichte zu Ende zu bringen.... der Verkäufer des Motors hat dann noch rausgerückt, dass der Motor aus einer Unfallmaschine stammt und daß er noch mehr Teilen von dieser Maschine habe. Durch den Unfall waren die Gabel und der Rahmen beschädigt. Für weitere €250 habe ich dann noch einige weitere Ersatzteile bekommen, unter anderen fast neue Koni Federbeine, Teile vom Lacksatz, eine abgesteppte Sitzbank von Guiliari und viele weitere Teile, die dann in meinem Fundus eingelagert wurden. Vor dem Einbau des Motors habe ich diesen gut gereinigt und es waren noch einige Arbeiten notwendig. Ich wusste auch nur, daß der Motor seit 1985 in einer Scheune eingelagert war. Und da das Spendermotorrad aus 1983 war, konnte dieser Motor nicht allzuviele Kilometer haben, was auch der Grund war, daß ich den Motor gekauft hatte. Zuerst habe ich das Motoröl komplett abgelassen, dann den Motor auf den Kopf gestellt und die Ölwanne abgeschraubt um das Ölsieb zu reinigen. Was soll ich sagen...alles sauber wie am ersten Tag, kein einziger Krümmel im Ölsieb. Also Ölwanne mit neuer Dichtung wieder aufgeschraubt. Dann noch den Ventildeckel abgenommen, Ventilspiel mit den Shims eingestellt und auch die Kettenspanner wieder gespannt. Damit war der Motor bereit zum Einbau. ![]() ![]() |
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Der nächste Schritt waren die Vergaser. Auch diese stammen aus meinem Ersatzteillager, allerdings habe ich die Vergaser komplett zerlegt und gereinigt. Vergaserdeckel und Schwimmerkammer sind verchromt. Neue Dichtungssätze und neue Luftabschlußventile mit neuen Federn. Abschliessend wurde dann noch ein Dynojet Stufe 1 Kit verbaut in Verbindung mit einem K&N Dauerluftfilter. ![]() ![]() Anfänglich habe ich originale Zündspulen von der CB900 aus meinem Fundus verbaut, diese aber dann relativ schnell durch Zündspulen aus der CBR600 getauscht. Siehe dazu auch den Sonderartikel " Umrüstung mit Zündspulen von der CBR 600 " Jetzt fehlte nur noch eine besondere Auspuffanlage. Eine originale 4in2 wollte ich nicht unbedingt haben und anfangs wollte ich eine MOTAD 4in1 verbauen. Dann habe für sagenhaft günstige €350 eine brandneue Edelstahlanlage von Scheibel-Boysen bekommen, ganz nach dem Motto... darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. ![]() ![]() ![]() Im Bild sieht man, daß diese Anlage ab 1984 mit einer KBA-Nummer gibt. Damit war die "neue" Bol D'Or fertig zu einer ersten Probefahrt. |
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weitere Umbauten in den Folgejahren. 2012 Lacksatz in reinweiß und speziellem Tank mit Flugzeugtankverschluss ![]() ![]() |
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2016 bis 2018 Austausch der Vorderradgabel gegen eine Vorderradgabel der SC11. Die Vorderradgabel der SC11 hat ebenfalls 39mm Gabelrohrdurchmesser und das TRAC-System wie die Gabel der SC09, aber auch noch eine feste Gabelbrücke und die Möglichkeit oben an jedem Gabelholm die Druckstufe der Gabel in 3 Stufen einzustellen. Während die Luftunterstützung der SC01/SC09-Gabel mit einem Gummischlauch realisiert wurde, findet man bei der SC11 Gabel einen festen Druckausgleich aus Metall, der unter die obere Gabelbrücke geschraubt wird. Dies finde ich eine sehr professionelle Lösung. ![]() ![]() Umbau auf Superbikelenker mit LSL Adapterplatte neuer Lacksatz in gelb (von Alfa Romeo Giallo Forza) Austausch der K&J Stahlkastenschwinge gegen eine Alukastenschwinge von der Yamaha FZR1000, modifiziert und angepasst von der Firma Krüger&Junginger. Inklusive den neu angeschweissten Federbeinaufnahmen mit neuen Silentblocks, Anpassung am Schwingenlager und Aufbohrung der Schlitze und Kettenspanner für die Radachse von 17 auf 20mm schlug das mit knappen €400 zu Buche. Als neue 20mm Radachse fand eine Achse von der Kawasaki ZX-R9 Verwendung, inklusive den Distanzbuchsen gerade mal €20. ![]() Somit war die zweite Bol D'or vom Rahmen aufgebaut, nun endlich soweit fertig. Mein Ziel war es, eine Bol D'Or zu bauen, die immer noch aussieht wie eine Bol D'Or, aber mit stark verbessertem Fahrwerk und ein paar sonstigen Modifikationen, mit denen aus der Bol D'Or ein gut zu fahrendes Motorrad entstehen ließ. Schön wäre noch ein DOHC LiMa-Deckel, aber so etwas dürfte heutzutage nicht mehr zu bekommen sein. Eine letzte Umbauaktion wäre noch eine Alu Kastenschwinge mit einer Exzenderverstellung. Mal schauen, was sich da noch ergibt. ![]() ![]() |
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